„Ich möchte für nicht Alltägliches begeistern und den Blick auf vermeintlich kleine Dinge lenken“

Interview mit Jan-Vincent Barentin, seit Oktober Projektleiter im Kirchenkreis für erlebnis- und umweltpädagogische Angebote

Lieber Jan-Vincent, seit vier Jahren bist du schon in Niederschönhausen-Nordend tätig. Ein Schwerpunkt deiner Arbeit liegt dabei im Bereich Jungenarbeit. Das ist ungewöhnlich bei Kirchens. Erzähl doch mal, was du machst!
In den wöchentlichen Gruppenstunden verbringen wir 90 Minuten aktiv miteinander. Meistens lassen wir uns von den Jahreszeiten leiten. So verbringen wir immer wenn es geht die Zeit draußen, ob beim Bibeldiscgolf im Brosepark, der Geschichtsrallye im Kiez oder bei Arbeiten am Bienenstock. Wir backen gemeinsam Pizza, pressen Apfelsaft oder bearbeiten Holz mit Schnitzmesser und dem Brennstab. In den vergangenen Jahren waren die gemeinsamen Winterfreizeiten auf der Insel Hiddensee eine tolle Erfahrung. Wir bringen uns auch ins Gemeindeleben ein, z.B. indem wir das Feuer in der Osternacht betreuen oder eine Andacht in der Friedensdekade gestalten.

Toll, dass du so viel Erfahrung auf dem Gebiet der Umwelt- und Erlebnispädagogik mitbringst.
Welche Projekte hast du neben der Arbeit mit Jungen in den Gemeinden bisher umgesetzt?
Oh, das waren dann in den vier Jahren doch einige… Mit Kindern der Kita aus der Marthastraße habe ich unsere Gemeindebienen besucht, ausgestattet mit Schleier und Smoker und allem, was dazu gehört. Das war definitiv auch ein Highlight für mich, denn ich konnte viele der interessierten Fragen der Kinder beantworten. Wir haben Honig direkt aus der Wabe gekostet und konnten sogar die Bienenkönigin bei der Eiablage im Bienen-Schaukasten beobachten.
Bei Sommerfesten, auf dem Konficamp und einem Nachbarschaftsfest in Nordend konnte ich viele junge Menschen mit Kistenklettern und dem Slacklinelaufen in ca. vier Metern Höhe herausfordern und begeistern.
Richtig spannend ist auch das Planen und Umsetzen von Gartenprojekten mit Jung und Alt. Im Garten der Friedenskirche entsteht so seit einigen Monaten ein Miniatur-Bibelgarten. Nach und nach kommen immer mehr Pflanzen dazu, die auch in der Bibel zu finden sind. Ein Langzeitprojekt eben…

Deine bisherige Stelle wurde vom Kirchenkreis Berlin Nord-Ost für die nächsten zwei Jahre in eine Projektstelle für die Region Pankow und den Kirchenkreis umgewandelt. Was heißt das für deine bisherige Arbeit?
Die Montagsgruppenstunde in Niederschönhausen werde ich weiterhin anbieten. An den meisten Donnerstagen werde ich auch mit der Kita zum Waldtag in die Natur ausrücken. Daneben werde ich nun einen großen Teil der zur Verfügung stehenden Zeit in den benachbarten Gemeinden und darüber hinaus für spannende Projekte einsetzen, um zum Beispiel die Gemeindegärten zu verschönern und mit praktischen oder naturschutzrelevanten Elementen zu erweitern. Denkbar wären Eidechsenburgen, Nistkästen, Komposthaufen, Benjeshecken, Kräuterspiralen und vieles mehr… Mit Jugendlichen würde ich gern irgendwann einen Kletterkurs realisieren, als ausgebildeter Kletterbetreuer des Deutschen Alpenvereins gehe ich gern in die Kletterhalle oder auch ins Elbsandsteingebirge.

Was wäre aus deiner Sicht auch für andere Gemeinden spannend?
In einigen Gemeinden gibt es einen guten Bestand an Obstbäumen, gern würde ich mit Kindern die überzähligen Äpfel und Birnen in der Erntezeit zu leckerem Saft pressen. So könnten wir ganz nachhaltig je nach Ernte einen Teil der Getränke für die Gemeinden selbst herstellen. Das macht wirklich viel Freude und schmeckt so gut… Als Imker würde ich auch gern mein Wissen an Jungimker*innen weitergeben und vielleicht weitere Gemeindeimkereien etablieren.

Das heißt, Kirchengemeinden können auf Dich zukommen und zu Projekten einladen. Wie kann man dich am besten erreichen?
E-Mail geht immer: j.barentin@friedenskirche-nordend.de. Falls ich erkannt werde, wenn ich mit dem Fahrrad durch den Schlosspark düse, dann einfach laut rufen! Manche haben auch schon meine Telefonnummer.

Wenn ich dich richtig verstehe, dann arbeitest du gern mit verschiedenen Altersgruppen. Was ist dir in deiner Arbeit wichtig?
Raum zu geben für Austausch und gemeinsame Erfahrungen, die Kraft geben – für jede und jeden Einzelnen, aber auch als Gruppe. Ich möchte für nicht Alltägliches begeistern und den Blick auf vermeintlich kleine Dinge lenken. Dabei soll es auch immer humorvoll sein, bei all den ernsten Dingen, mit denen wir umgehen müssen…

Wie werden wir mitbekommen, was du planst und welche Aktionen es gibt?
Ein Flyer gibt Auskunft über die Angebote, die möglich sind. In den Newslettern werde ich regelmäßig aktuelle Veranstaltungen bewerben und Aktionen bekanntgeben. Auf den Gemeindehomepages werden nach und nach Angebote erscheinen.

Vielen Dank, wir hoffen, dass Gemeinden dein tolles Angebot nutzen und wünschen dir gutes Gelingen und Gottes Segen.

Die Fragen stellten:
Katharina Böttger, Referentin für die Arbeit mit Kindern und Familien
Annika Rinn, Referentin für die Arbeit mit Jugendlichen

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